Mittwoch, 14. November 2018
Ein Nachruf für Marion Bauer
"Glück und Zuversicht vermag man selbst in Zeiten der Dunkelheit zu finden. Man darf bloß nicht vergessen, ein Licht leuchten zu lassen."
Albus Dumbledore in "Harry Potter und der Gefangene von Askaban"
Liebe Marion,
das „Phänomen Harry Potter" für Kinder an unserem „Tag mit Harry Potter & Co." mit vielfältigen Angeboten sinnlich erlebbar zu machen und neu gewonnene Potter-Fans zum Lesen zu verführen, dies war eines der Projekte, an denen Du zuletzt mit Freude gearbeitet hast. Ganz selbstverständlich dachtest du bei Potter nicht nur an Bücher sondern auch an Brett-, Computer- und Konsolenspiele, Verfilmungen, Filmmusik und begleitendes Unterrichtsmaterial.
Die von dir vorangetriebene Einführung eines neuen Angebotes entwickelt sich gerade zum Ausleihrenner. Gemeint sind die Tonies, ein Audio-System für mehr Hör-Spiel-Spaß im Kinderzimmer.
So warst du und so sahen wir dich: In deiner 42jährigen Tätigkeit in unserer Bibliothek bist du immer mit der Zeit gegangen, hast Neues ausprobiert, ohne zu vergessen, dass wir ein traditionsreiches Haus sind und für Bücher und das Lesen stehen. Du warst eine Bibliothekarin, bei der die innere Verbundenheit mit Büchern und später der Vielfalt an Medien aller Art nie an Kraft verloren hat. Da du viele Jahre leitend tätig warst, zuletzt als Fachgebietsleiterin Bestand/Benutzung, war dir die Möglichkeit gegeben, viele deiner Vorstellungen Wirklichkeit werden zu lassen. Du hast unser Haus entscheidend mitgeprägt und deutliche Spuren hinterlassen. Es ist vor allem Dein Verdienst, dass wir in der Arbeit mit Kindern heute große Erfolge verzeichnen. Kinder waren für dich immer die Hauptnutzergruppe. In ihnen hast du die Zukunft unseres Hauses gesehen.
Blicken wir auf die Anfänge deines Berufslebens, dann war dein erster Arbeitsplatz nach der Ausbildung zum Bibliotheksfacharbeiter - die weibliche Bezeichnung war damals unüblich - in der Kinderbibliothek der Zweigbibliothek Sandow.
Stillstand war deine Sache nicht und so hast du dich im Fernstudium zur Bibliothekarin weiterqualifiziert. Als das Studium endete, gab es die DDR nicht mehr, und wir waren mit unglaublichem Tatendrang dabei, für Cottbus die beste aller möglichen Bibliotheken zu gestalten. Gemeinsam mit Deiner Kommilitonin, Kollegin und Freundin Karin Kneese habt ihr in der Abschlussarbeit über die Zukunft unserer Bibliothek nachgedacht und Ideen entwickelt.
Deine Arbeitsplätze waren die Zweigbibliothek Sachsendorf, später die Zentralbibliothek. Du erlebtest mit, wie nach der Wende einerseits alle neu gestalteten Zweigbibliotheken geschlossen wurden und dafür andererseits unser Haus in der Berliner Straße 13/14 in städtischen Besitz überging und über 10 Jahre lang Etage für Etage komplett saniert wurde. Deine fachliche Kompetenz war in dieser dynamischen Zeit ebenso gefragt wie bei unseren großen Projekten „(Selbst)Lernzentrum: LEBEN lernen - lebenslang" und der Zusammenführung von Bibliothek und Volkshochschule in unserem Haus. In den letzten Jahren lag dir vor allem am Herzen, dass wir bewahren, was wir so erfolgreich aufgebaut haben und dass wir uns trotz aller Schwierigkeiten immer weiterentwickeln.
Hier hinterlässt du eine große, schwer zu füllende Lücke.
Seit wir von deinem Tod erfahren haben, gab es immer wieder Momente des gemeinsamen Erinnerns. Ganz spontan fielen uns Eigenschaften wie Kompetenz, Fachsicherheit, „Disziplin im Kopf" oder Fleiß ein. In dem ernsthaften Bemühen, dich zu beschreiben, kamen wir über dein Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein sehr schnell zu deiner Hilfsbereitschaft und „Menschenwärme im Herzen", wie es jemand liebevoll formulierte.
Liebe Marion, es ist für deine Familie eine tröstliche Vorstellung, dass du irgendwo in der von dir mit Begeisterung gelesenen humorvollen „Scheibenwelt" Terry Pratchetts einen Platz gefunden hast. Auch wir wünschen es dir so sehr – vielleicht nahe oder gar in der „Unsichtbaren Bibliothek" und natürlich mit vielen interessanten Büchern um dich herum…
Es fällt uns so unsagbar schwer, dir dieses letzte Lebewohl zu senden.
Deine Kolleginnen und Kollegen von Bibliothek und Volkshochschule