Donnerstag, 15. September 2016
Jurij Koch feiert heute seinen 80. Geburtstag
„Ich hätte da mal wieder ein Buch, das ich vorstellen könnte in Ihrem Haus, am liebsten gemeinsam mit Matthias Kießling*..." Unsere Telefonate begannen fast alle so... Der kreative Dialog scheint ihm wichtiger zu sein, als sich selbst zu wichtig zu nehmen. Jurij Koch macht nicht viel Gerede um die Dinge, ist manchmal fast spröde und entfaltet gerade auf diese seine Weise eine Poesie, die uns Leser eine tiefe Verbundenheit mit seiner Heimat Lausitz spüren lässt. Eine Veranstaltung – natürlich wieder mit Koch und Kießling – überschrieben wir deshalb mit „Wo Heimat, Welt und die Menschen vorkommen". Da plauderten beide im LAUSITZER DUETT über Vergangenheit und Gegenwart ihres Schaffens... Beiden ist das wache Denken wichtig, beide schauen hinter allzu glatte Oberflächen und beziehen Stellung, auch „wenn's ungemütlich wird".
Wir feierten in den letzten Jahren in Bücherfrühling und Leseherbst u.a. die Premieren von Jurij Kochs Novelle „Am Ende des Tages" und seines Erzählbandes „Der Kirschbaum". Aus letzterem Buch las er die Satire „Die violette Zeit" und zeigte sich von seiner bissig-humorvollen Seite. Wichtig zu erwähnen, dass der Band als Nummer 10 in der Reihe „Die sorbische Bibliothek", erschienen ist. Der Domowina-Verlag veröffentlicht auf diese Weise bedeutende Werke des sorbischen literarischen Erbes und der sorbischen zeitgenössischen Literatur in deutscher Sprache. Denn Jurij Koch ist ein sorbischer Schriftsteller, der seine Werke auf Deutsch UND in obersorbischer und niedersorbischer Sprache verfasst.
Er wurde am 15. September 1936 in Horka in eine sorbische Steinarbeiterfamilie hineingeboren. In Cottbus legte er sein Abitur ab, studierte in Leipzig Journalistik und Theaterwissenschaften. Er arbeitete als Redakteur und Reporter und ab 1976 als freischaffender Schriftsteller.
Jurij Koch hat Familie, ist Großvater. Nicht nur seinen Enkeln schenkt er in letzter Zeit regelmäßig von Thomas Leibe liebevoll illustrierte, im Leipziger Lychatz-Verlag erscheinende Kinderbücher. So kamen auch unsere Bibliothekskinder in den Genuss von „Bauer Sauer und der Maulwurf Ulf" oder „Helene – hau ab!".
Jurij Kochs Werke sind zahlreich im Bibliotheksbestand vertreten, 49 Einträge vermerkt der Online-Katalog. Der älteste Eintrag ist aus dem Jahr 1975 – der Roman „Rosamarija", die jüngsten sind aus dem Jahr 2015.
Lieber Jurij Koch, wir gratulieren herzlich zu Ihrem 80. Geburtstag und sagen im Namen unserer Bibliotheksbenutzer und Veranstaltungsbesucher Dank für all die bereichernden Begegnungen mit Ihnen. Wir wünschen Ihnen Gesundheit und noch manchen kreativen Schreibimpuls. Mal sehen, wann wieder das Telefon klingelt und Sie wieder ein Buch haben, das Sie in der Bibliothek – natürlich gemeinsam mit Matthias Kießling – vorstellen möchten...
Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt- und Regionalbibliothek
* Matthias „Kies" Kießling prägte den Erfolg von „Wacholder", einer der bekanntesten deutschen Folkbands, entscheidend mit. Heute betreibt er ein eigenes Tonstudio, arbeitet als Komponist und Produzent und musiziert im Projekt Éist.