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Donnerstag, 29. Dezember 2016

„Und ich bin die Henne“ - in memoriam Jutta Hahn (08.04.1928 – 22.12.2016)

Im Jahr 1988 wurde Bibliotheksrat Jutta Hahn in die Rente verabschiedet. Seit 1954 war sie am Aufbau des neuen Bibliotheksnetzes im Bezirk Cottbus beteiligt, war Leiter - eine weibliche Variante gab es in der DDR nicht - der Stadtbibliothek und nach deren Zusammenlegung mit der Bezirksbibliothek im Jahr 1967 stellvertretender Direktor. Ab 1973 übernahm sie die Leitung der Einrichtung.

Aus heutiger Sicht erscheint vor allem ihr Einsatz für ein dichtes Bibliotheksnetz in Cottbus erwähnenswert. Neben der Hauptbibliothek in der Berliner Straße gab es Zweigbibliotheken und Ausleihstellen – überwiegend in Schulen - in allen Stadtteilen. In Sandow und Sachsendorf konnten sogar neu gebaute Objekte bezogen werden. Die Bestands-, Entleihungs- und Benutzerzahlen stiegen alljährlich kontinuierlich an. Das Angebot war um Schallplatten, Kassetten und eine Artothek mit Reproduktionen von Werken der Weltkunst erweitert worden.

 

Jutta Hahn begrüßt einen Leser. Foto: Lausitzer Rundschau vom 21.12.1967
Jutta Hahn begrüßt einen Leser. Foto: Lausitzer Rundschau vom 21.12.1967

Die Erreichung eines ihrer wichtigsten Ziele, die Hauptbibliothek am neuen Standort in einem „eigenen" Haus eröffnen zu können, blieb ihr allerdings verwehrt. Ein Konzept lag schon seit den 60er Jahren in der Schublade, wurde aber nie verwirklicht. Denn nur so hätte Jutta Hahn endlich auch die Cottbuser Bibliothek in eine Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek des Bezirkes umwandeln können, mit mehr Personal und mehr Geld für den Bestandsaufbau. Die Vorbereitungen betrieb sie trotzdem. Zum Beispiel wurde seit 1974 am Aufbau einer Musikbibliothek gearbeitet, zur deren zukünftigem Bestand am Ende der DDR u. a. 16 000 Schallplatten gehörten, die zum großen Teil erst 2003 nach der Rekonstruktion des Hauses in der Berliner Straße der Öffentlichkeit zur Verfügung standen.

Die Stagnation im letzten Jahrzehnt der DDR war vor allem in der Hauptbibliothek schmerzlich spürbar. Erfolge waren schon die Beschaffung weiterer Räumlichkeiten für all die Bücher, die hier nicht untergebracht werden konnten. Die Arbeitsbedingungen waren aus heutiger Sicht besonders im Winter unzumutbar. Mehr als den Rat: „Zieht euch warm an!" oder die heute sicherlich etwas zu persönlich anmutende Frage: „Hast du ein Unterhemd an?" waren Jutta Hahn nicht möglich. Von städtischer Seite wie auch von Seiten der Partei*, die immer wichtiges Wort mitzureden hatte, erhielt die Frau an der Spitze einer Einrichtung mit über 50 Mitarbeitern kaum Unterstützung. Diese Kämpfe wie auch ihre körperlichen Einschränkungen und der Umgang ihrer Umwelt damit hatten sie zu einer markanten Persönlichkeit werden lassen. Nur wenige kannten ihre humorvolle Seite. Ursula Sinkewitz erinnert sich, dass einmal ein Bibliotheksnutzer sich als Herr Hahn vorstellte, worauf sie entgegnete: "Und ich bin die Henne..."

Die erfolgreiche Entwicklung „ihrer" Bibliothek nach der sogenannten Wende hat sie mit Freude erfüllt. Viele Jahre war sie noch in ihrem Wohngebiet politisch aktiv, reiste gern.

Nun ist Jutta Hahn 88-jährig gestorben. Zur Entwicklung und Geschichte der Cottbuser städtischen Bibliothek, der heutigen Stadt- und Regionalbibliothek, werden ihr Name und ihr Wirken immer gehören.

*Gemeint ist die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED).

Ursula Sinkewitz und Uta Jacob

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